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Autechre – Einblicke in die Mythologie

Autechre - Einblicke in die Mythologie

Autechre gehört seit ca. 20 Jahren zu den populärsten und einflussreichsten Musikprojekten im elektronischen Independent Bereich. Ähnlich Künstlern wie Aphex Twin, Squarepusher und Boards of Canada gehören sie zur etablierten, elektronischen Avantgarde und durch mein Interesse für die englische Breakbeat und Hip-Hop Kultur verfolge ich ihre Entwicklung nun seit ca. 15 Jahren sehr interessiert. Bis dato ist die Band in keinerlei auffindbarem Kontext theoretisiert worden und für mich ist deren Operieren in einem weitestgehend abgeschlossenen, hermetischen Raum, abseits von Öffentlichkeit, der ihnen u.a. das Image von „otherworldliness“ einbrachte, ein interessanter Ausgangspunkt für meine Bachelorarbeit. Ein weiterer Grund für dieses Image ist, dass sich Autechre innerhalb ihres Werkes konventionellen, symbolischen Räumen wie sprachlicher Ordnung entziehen und diesem auf allen Ebenen ihres Wirkens ein eigenes System aus mathematischen Algorithmen, kryptischen Codes und reduziertem Funktionalismus entgegensetzen.

Kodwo Eschun sagt: „Sobald man Musik ohne Worte hat, wird alles andere wesentlich wichtiger als vorher: das Label, die Hülle, das Bild auf dem Cover, das Bild auf der Rückseite, die Titel. Sie alle werden Ausgangspunkte für deine Reise durch die Musik…“ Die Strategien und Konzepte die sich hinter der von Autechre verwendeten visuellen und textlichen Metaphorik verbergen, möchte ich einerseits durch eine Medienanalyse veröffentlichter Videos, Alben, Songtitel etc. aufdecken und mit Interviewstatements erweitern. Desweiteren möchte ich mich in meiner Arbeit der Bedeutung des Wortes bzw. der Sprache in Autechres Werk widmen. Das Künstlerduo entzieht sich seit jeher auf unterschiedliche Weise der Öffentlichkeit – Interviews und Fotos sind rar, Statements und Stellungnahmen bleiben aus. Selbst die Songtitel bestehen zu einem großen Teil aus Kunstwörtern. In all dem lassen sich Verhaltensweisen erkennen, die als Formen einer Entäußerung beschrieben werden können. Innerhalb dieses Kontextes lassen sich verschiedene Theoriekonzepte hinzuziehen, die sich mit Formen von Selbstrestriktionen und Selbst-Zurückzunahme auf unterschiedlichen Ebenen auseinandersetzen und deren produktiven Charakter herausstellen. Zur theoretischen Rahmung dieser Arbeit werde ich mich im Speziellen auf Coolness als Strategie der Affektökonomie und das Geheimnis als besondere Form der Zurückhaltung beziehen. In der Problematik des über-Musik-Sprechens liegt ein weiterer zentraler Bezugspunkt der vorliegenden Arbeit.

Als Essenz der Arbeit lässt sich herausstellen, dass sich Autechres performen auf allen dargestellten Ebenen als Form einer Entäußerung und Zurückhaltung verstehen lässt, die dem Ziel dient, sich vollkommen dem eigenen Werk unterzuordnen. Die eigene Entäußerung ist Bedingung für das Hervortreten des Werks und kann daher als künstlerischer Ethos betrachtet werden. Ferner konnte gezeigt werden, dass durch den Mangel an Informationen, der durch ein performatives Sich-Entäußern entsteht, Spielräume auf Ebene von Akteur und Rezipienten entstehen können, die einen produktiven Charakter haben und die strukturellen Bedingungen für Geheimnisse erfüllen. Als Ansatzpunkt für eine vom Gegenstand ausgehende weiterführende Bearbeitung, kann der Aspekt der permanenten Transformation innerhalb des Konzeptes von Autechre dienen. Unter Einbeziehung Hans Blumenbergs Mythos-Logos … und dessen Aufruf nach einer neuen Mythologie, lässt sich Simon Reynolds Kapitel „The shock of the old“ aus seinem Buch „Retromania“ hinzuziehen und auf der Folie Autechres ein neuer Entwurf eines fast-forward – Sounduniversums skizzieren, der sich in seinem Ansatz nicht aus dem Vergangenen speist, sondern aus dem vor uns liegendem Neuen. Sozusagen eine „neue“ Zukunftsvision für eine Zukunft die sich mit Eintritt in das Millennium nicht aufgetan hat und für die es noch keine Blaupause aus der Vergangenheit gibt.

Text und Bacherlorarbeit von Sebastian Haeger

Download Bachelorarbeit als PDF: Welcome to the Oval Moon_Bachelorarbeit

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Kategorie: Studien, Wissen, Thesen und Texte zur House / Techno Musik und Clubkultur Tags: arbeit, bedeutung, bedingungen, bild, breakbeat, buch, coolness, electronica, entwicklung, independent, Interviews, kultur, label, musik, ökonomie, raum, strategien Diskussion: Jetzt kommentieren?
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Prekarisierung durch Digitalisierung: Der Club als letzte finanzielle Bastion der Szenewirtschaft

Erschwingliche Allround-Computer und leicht bis intuitiv bedienbare Software für die Massen sind fraglos eine spannende und auch tolle Entwicklung. So sitze ich hier an meinem Laptop und schreibe Beiträge für das BMI, die ich im kostenfreien WordPress-Blog mit vielen weiteren Informationen poste. Mittels Social Media Verknüpfungen werden diese an meine “Follower” herangetragen, wodurch sie andere MultiplikatorInnen erreichen, welche meine Informationen unter Umständen weitertragen. Auch für das Musikmachen hatte die Computerisierung und Digitalisierung weitreichende Folgen: Zugangsbarrieren zur Produktion von Musik – insbesonde elektronische Tanzmusik (ETM) – sowie deren Darbietung, Distribution und Promotion wurden deutlich herabgesenkt. Die Ausmaße der Kulturproduktion scheinen regelrecht zu explodieren: So viele neue erlebenswerte Musiktracks und DJ-Sets, KünstlerInnen, musikalische Genres und feine Differenzierungen – eine Re-amateurisierung elektronischer Tanzmusik.

Allerdings gibts auch noch “dunkle Seiten”, welche in den Produktionssphären der Musizierenden zunehmend diskutiert und von JournalistInnen aufgegriffen werden. Anfangs freute man sich in noch diebisch über die Probleme der Majors, welche mit dieser sehr grundsätzlichen soziotechnischen Mediamorphose nach wie vor große Probleme haben. Zunehmend wird jedoch bemerkt, wie sehr man selbst im Indie-Sektor und dem Musiktrack-Markt betroffen ist: Defacto lässt sich mit Verkauf von Releases und Alben (physisch als auch digital) alleine immer schlechter der Lebensunterhalt sichern. Nur bereits recht bekannten Artists eröffnen sich auch neue erwerbliche Perspektiven.

Die neuen Technologien legen enorme Marktkräfte frei, welche die Arbeits- und Produktionsverhältnisse des Musiktrack-Marktes zunehmend prekarisieren, das heißt: unsicherer machen im Bezug auf die Möglichkeit ausreichend Erwerbsinkommen zu erwirtschaften und soziale Absicherung zu gewährleisten. Sie ändern auch die Form der Arbeit und Musikproduktion selbst: Es geht jetzt zunehmend um ständig neue Tracks (Schöpfen am Fließband zur Produktion und Aktualisierung medialer Präsenz, siehe Popularitätskapital später), ein hohes Maß an Flexibilität der Personen, erhöhte Anforderungen bezüglich der Fähigkeiten zur Selbstorganisation, die weitere Verkürzung der “Halbwertszeiten” schöpferische Produkte, usw. Das Gross der ETM-Musikproduzierenden kann von ihren Musikverkäufen alleine nicht mehr leben, die meiste Musik hat eine Aufmerksamkeitsspanne von 2-4 Wochen und erreicht oftmals nur wenige Menschen überhaupt – obwohl sie im Netz omnipräsent sein kann und dies auch ist.

Der Booking-Markt, das heißt Artist-Gigs in Clubs, sind notwendigerweise die Hauptfinanzierungsquelle der ETM-KünstlerInnen geworden – ob sie Lust drauf haben oder nicht. Das Gross der erwerblich orientierten ETM-MusikerInnen muss Auftritte in Clubs absolvieren. Also nicht nur Musik machen, sondern auch darbieten müssen. Umgekehrt genauso: Um auf dem entsprechend zunehmend härteren Booking-Markt die eigene Position zum Erwirtschaften von Auftritten und höheren Gagen zu verbessern, gilt es über Musikveröffentlichungen und szenemediale Präsenz szenespezifisches Popularitätskapital zu kultivieren, welches Publika in die Clubs “zieht” und VeranstalterInnen zu Bookings animiert.

Nur weil jetzt immer mehr Leute immer mehr Musik machen können, heißt das nicht, dass sie automatisch auch Zugang bekommen in die Szenenetzwerke. Ganz im Gegenteil: Immer mehr Akteure konkurrieren um diesen Zugang, für prozentual weniger Produzenten wird also die Szeneteilnahme möglich – es sei denn, die Musikszene wächst als solche schneller, als neue Produzenten in die Clubs wollen.

Eine ganze Szenewirtschaft stellt sich auf diesen Wandel ein, indem sie versuchen an den Clubeinnahmen via Booking-Fees mitzuverdienen. Erwerbliche Praxen, die früher tendenziell getrennt in unterschiedlichen Agenturen organisiert wurden (Publicity, Booking, Musikveröffentlichung) werden zunehmend in einzelnen Agenturen integriert, um das Wegbrechen der Einnahmen aus Musikverkäufen zu kompensieren und gleichzeitig überleben zu können. Der Club steht zunehmend im Mittelpunkt der Finanzierung einer ganzen Musikszene und Szenewirtschaft: Clubpublika zahlen bereitwillig steigende Eintrittspreise und “großzügig kalkulierte” Getränkepreise. Von Auftrittsgagen und Booking-Fees müssen immer mehr auch Labels, Publicity, Mastering, Vertrieb usw. querfinanziert werden.

Bleibt abzuwarten was passiert, wenn das (technologisch und organisatorisch vorraussetzungsreiche und aufwendige) Cluberlebnis einmal durch technologische UnternehmerInnen “wegdemokratisiert” wird?

Informationen:
Prekarisierung
/ Computerisierung-Digitalisierung / Mediamorphose

Folgend poste ich Artikel, die sich journalistisch mit diesem Phänomen befassen. Wenn ihr Links habt zur Ergänzung, immer her damit. Fangen wir an mit: (Read more…)

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Kategorie: Meinungen, Standpunkte, Positionen, Rants Tags: club, digitalisierung, finanzierung, jan kühn wissenschaft, mediamorphose, ökonomie, prekarisierung, szenewirtschaft, text, wissen Diskussion: 7 Kommentare